Aufruf zur Zusammenarbeit für eine flächendeckende Versorgung mit Hebammenhilfe

Liebe Verbandsvertreterinnen des BfHD und des DHV,

wir Vertreterinnen des Netzwerks der Geburtshäuser sind mehr als nur beunruhigt über das Klima, das sich momentan zwischen euren beiden Hebammenverbänden, bzw. zwischen euch Verbandsvertreterinnen, entwickelt hat. Die Nicht-Kommunikation zwischen euch wirft zusätzlich zu den Schwierigkeiten, in denen sich der Hebammenstand befindet, weitere auf. 
Stattdessen halten wir es für unbedingt notwendig, gemeinsam an Veränderungen zu arbeiten und vor allem wieder mit gemeinsam abgestimmter Position in den Verhandlungen aufzutreten. 

Bisher waren wir uns einig darin, unsere Schritte vor der Verhandlung und unsere Haltung zu den Angeboten des GKV miteinander abzustimmen.
Wir fragen euch: Sollte nicht die Versorgung der Frauen, der Kinder, der Familien mit Hebammenhilfe auf lange Sicht auch weiterhin unser gemeinsames Vorgehen bestimmen?
Wir fragen euch weiter: Haben wir immer noch das gleiche Ziel, die flächendeckende Versorgung mit Hebammenhilfe in ALLEN Angebotsformen für die Zukunft zu sichern? Oder gab es dieses gemeinsame Ziel gar nicht?

Mit zerstrittenen, über die Leistungspositionen und die Berufshaftpflichtversicherung in aller Öffentlichkeit konkurrierenden Hebammenverbänden werden wir dieses Ziel ganz sicher nicht erreichen! 

Als Netzwerk der Geburtshäuser wollen und werden wir uns nicht für die eine oder andere Seite positionieren. Seit wir nicht mehr zu den Verhandlungen zum Rahmenvertrag zugelassen sind, fehlen uns die Informationen und der Kontakt zu euch. Wir fühlen uns durch euch nicht mehr ausreichend informiert. 
Mit Blick auf unser gemeinsames Anliegen fordern wir euch dringend zur Zusammenarbeit auf! Lasst uns die derzeit einmalige Offenheit für die flächendeckende Versorgung mit Hebammenhilfe und mehr noch, für die physiologische Geburt, auf vielen gesellschaftlichen Ebenen, aber besonders im BMG, nutzen! 

Mit dem jetzigen Angebot des GKV vom 17.07.2014 ist unserer Ansicht nach die flächendeckende Versorgung keinesfalls für alle Berufsgruppen der Hebammen gewährleistet. 
Wir begrüßen sehr die Erhöhung und Sicherung für die Haus- und die Geburtshaushebammen. Allerdings sind wir beunruhigt in Bezug auf die Sicherstellung der 2. Hebamme und halten auch den Zuschlag für die Position „unvollendete Geburt“ für zu niedrig.

Geburten werden in den Geburtshäusern zu ca. 25% verlegt. Das ist unserer Meinung nach eher ein Ausdruck für Qualität und Verantwortungsbewusstsein. Geburten, die zu Verlegungen führen, dauern in der Regel länger als „normale“ Geburtshausgeburten. Beides sollte Grund genug sein, diese Leistung ähnlich hoch zu vergüten. 

Noch viel wichtiger erscheint uns die Situation der 2. Hebamme in den Geburtshäusern. Diese arbeiten in der Regel immer mit einer 2. Hebamme, und das sind zunehmend die Anfängerinnen. Das betrifft also vor allem die jungen Kolleginnen, die Einsteigerinnen, die eingearbeitet werden müssen. Eine gründliche Einarbeitung ist unsere Art der Qualitätssicherung!
In vielen Geburtshäusern sind die Nachwuchshebammen ein ganzes Jahr und länger (überwiegend) als 2. Hebamme tätig. Ihr wisst selbst, dass sie dennoch von Beginn an die volle Haftpflichtprämie zahlen müssen. 

Soweit uns bekannt ist, ziehen auch immer öfter Hausgeburtshebammen eine 2. Kollegin zur Geburt hinzu. Auch Hausgeburtshebammen brauchen Nachfolgerinnen, das Thema geht uns alle an, also müssen wir auch gemeinsam für deren finanzielle Absicherung sorgen! 
Wir müssen den Nachwuchs unterstützen, wenn wir die Existenz der außerklinischen Geburtshilfe sichern wollen!

Eine Reihe von Geburtshaus-Hebammen sind außerdem auch noch 1:1-Beleghebammen. Oft betrifft das die Betreuung von Erstgebärenden, die dann mit dem 2. Kind ins Geburtshaus kommen oder sich eine Hausgeburt zutrauen. Auch hier können wir nicht einfach sagen, eine Stärkung dieser Position beträfe uns nicht. 

Mit Blick auf die Sicherung einer flächendeckenden Versorgung mit Hebammenhilfe und auf die bevorstehenden Verhandlungen zum Sicherstellungszuschlag fordern wir euch auf, nehmt eure Verantwortung wahr, arbeitet wieder miteinander, statt gegeneinander, und setzt euch gemeinsam für alle Hebammen im außerklinischen Bereich und in der 1:1-Betreuung sowie eine gerechte Verteilung zwischen allen Leistungspositionen sowie für die Berufseinsteigerinnen ein.

Wir rufen euch auf: Nimmt uns wieder mit ins Boot! Wir stehen zu unserer Verantwortung und werden euch soweit es uns möglich ist unterstützen.

Mit kollegialen Grüßen

Für den Vorstand des Netzwerks der Geburtshäuser

Myriam Mattingly-Krewer 

Elke Dickmann-Löffler